Ein Segnungskreis ist eine Gemeinschaft,  frei von jeglicher politischen, spezifischen, religiösen oder sektiererischen Praxis, in der alle willkommen sind. Jedes Mitglied drückt  bedingungslos seinen  Wunsch aus,  das unbegrenzte Gute für  Personen zu verleihen. Der Begriff Segen, wie er hier verwendet wird, bedeutet, anderen Personen, Lebewesen oder Ereignissen  bedingungslos  und uneingeschränkt  aus den tiefsten  Quellen des Herzens alles Gute zu wünschen. Es bedeutet, das Gute oder ein positives Ergebnis für eine Person oder ein Ereignis aufzurufen und Licht durchscheinen zu lassen, unabhängig davon, welches Element des Schattens die betreffende Person oder das betreffende Ereignis zu manifestieren scheint.

Der Segenskreis ist nicht ein Raum der Introspektion für persönliche oder emotionale Probleme, sondern eine Öffnung im Dienste der Mitmenschen und der Welt.

Die folgenden Richtlinien sind lediglich  Vorschläge, die jeder Kreis seinen eigenen Bedürfnissen anpasst.

1. Es gibt eine absolute Gleichstellung zwischen den Mitgliedern des Kreises. Es gibt keine Hierarchie, keine Gurus oder Führer jeglicher Art. Alle Entscheidungen werden im Konsens gefasst (keine Abstimmung).

2. Zu Beginn jeder Sitzung wählen die  Mitglieder des Kreises einen Moderator, dessen Aufgabe es ist dafür zu sorgen, dass die  Richtlinien befolgt werden. Sollten die Teilnehmer vom Thema der Segensausübung abkommen, erinnert er daran, dass der Segen der einzige Grund für das Treffen ist. Das geschieht in urteilsfreier Achtung für jedes Mitglied.

3. Jedes Mitglied hört dem jeweils Sprechenden aufmerksam und mit Mitgefühl zu und begrüßt dessen Bitte um Segen mit Freude und offenem Herzen. Jeder spricht in der ersten Person aus persönlicher Erfahrung. Allgemeinheiten sind zu vermeiden.

4. Die Mitglieder des Kreises sind durch die gemeinsame Absicht, andere und die Welt zu segnen, vereint. Eine tiefe, bedingungslose und vorurteilsfreie  Achtung der Mitmenschen stellt die Beziehungsgrundlage des Kreises dar.

5. Der Kreis ist ein Raum der totalen Sicherheit für jedes einzelne Mitglied. Dies impliziert völlige Achtung und Verschwiegenheit gegenüber allen Äusserungen der Mitglieder.

6. Die Mitglieder nehmen als Grundlage für ihre Praxis den Text „The Gentle Art of Blessing“. Dieser Text ist klar und nicht dualistisch. Beispiel: im Segnen einer zutiefst depressiven Person werden sie sagen: Wir segnen die Person X in ihrer Gelassenheit, Freude und in ihrem inneren Frieden. 2. Beispiel: Beim Segnen eines korrupten Diktators, der Chaos in seinem Land schafft, werden sie sagen: Wir segnen diesen Menschen X in seiner Integrität, seiner Bereitschaft seinem Volk zu dienen, seinem tiefen Mitgefühl  und Verantwortungsbewusstsein gegenüber seinen Bürgern.

7. Leitung des Meetings. Die folgenden Praktiken werden in  Kreisen angewendet, mit denen wir in Europa in Kontakt kommen. Aber es versteht sich von selbst, dass jede Gruppe sich völlig neu erfindet, je nach der Inspiration, die vom Geist und  der unendlichen göttlichen Liebe empfangen wird.

    • A)  Jede Person zündet eine Kerze an und spricht  laut ihren Namen  aus.
    • B)  Es folgt eine kurze Meditation oder das Lesen eines inspirierenden Textes oder beides.
    • C)  Eigene Erlebnisse im Zusammenhang mit der Segensausübung können mitgeteilt werden. Dies kann ersetzt werden durch das Lesen einer Heilungsgeschichte durch Segnen.
    • D)  Segen für jemanden in Not: ein Freund, ein Elternteil, ein Nachbar, ein Haustier, etc. Es ist wichtig, jede zu detaillierte oder zu emotionale Beschreibung des Problems zu vermeiden. Dies ist notwendig, da bei einer solchen Beschreibung Mitglieder die Gelassenheit  verlieren koennten, die sie zum segnen in einer hilfreichen Weise brauchen.
    • E)  Segnungen für kollektive Probleme, sei es auf lokaler oder weltweiter Ebene – politische, ökologische, ökonomische, Konflikte jeglicher Art usw.
    • F)  Zum Schluß des Treffens gehen alle Mitglieder rundherum im Uhrzeigersinn und jeder sagt zu seinem Sitznachbarn im Namen aller zum Beispiel: „Dorothy, wir segnen dich.“
    • G) Nach einer kurzen Meditation werden die Kerzen ausgelöscht und der Moderator für das nächste Treffen bestimmt. Dieser kann dann einen Text zum Vorlesen oder eine Meditation für das nächste Treffen auswählen.

    8. Jeder Kreis verwaltet sich völlig autonom.

    9. Jedes Mitglied kann jederzeit den Kreis verlassen, ohne irgendeine Rechtfertigung geben zu müssen, denn  Freiheit ist ein Grundprinzip der Kreise. Jedoch verpflichtet sich jede Person, die einem Kreis beitritt, regelmäßig und nicht nur gelegentlich teilzunehmen. Dies ist äußerst wichtig, sowohl für das gute gesamte Funktionieren des Kreises, als auch für die Qualität seiner Arbeit.

    26 Dezember 2016